Fehler

Die Welt ist voller Fehler. Doch die Welt der Fehler offenbart, dass viele gar keine sind. Denn was ein Fehler ist und was keiner, ist abhängig von Annahmen, für die gleichfalls die Frage gilt, ob sie richtig oder falsch sind. Und überdies zeigt sich, dass Falsches richtig und Richtiges falsch sein kann – je nach Lage der Dinge, die ihrerseits als solche gar nicht erkannt werden können: Denn Menschen und Zwerge orientieren sich allein entlang ihrer Eindrücke und Meinungen, die sie von dem haben, was sie Dinge nennen. Gefährliches Halbwissen vermag darüber nicht hinweg zu täuschen. Darum wirbt Subversivo für Fehlerfreundlichkeit. Denn wichtiger als die Fehlervermeidung erscheint ihm der wohlwollende Umgang mit Fehlern. Subversivo meint, dass es praktischer Weise nicht darum gehen sollte, ob etwas ein Fehler ist, sondern allenfalls wann – womit auf den Kontext samt der relevanten Vorverständnisse verwiesen wird, die ihn erhellen.

Einen schönen Einblick in einen unbekannten Kontext liefert Subversivos präexistenziell verfasstes Schreiben an seine außerirdischen Freunde, das als Zeitdokument nahezu unbeschädigt erhalten geblieben ist (vgl. Welt der Dokumente). Darin lässt sich inhaltlich und stilistisch und orthografisch Richtiges zuhauf falsch deuten, wenn Subversivos begrifflich referenziellen und situativ kontextuellen Rücksichtnahmen unberücksichtigt bleiben. Um ein Beispiel für die erste Kategorie zu geben, sei daran erinnert, dass Subversivo im Geist die Entwicklung der Schrift über Jahrhunderte begleitet hat und insbesondere mit der letzten Rechtschreibreform nicht einverstanden war. Als Reminiszenz an die vergangene Richtigkeit hatte sich Subversivo daher die Freiheit ausbedungen, im Credo seiner nanotronischen Berechnungen lediglich für jedes dreizehnte der seinerzeit groß geschriebenen Personalpronomen die heute verbindliche Kleinschreibung zu wählen. Um ein Beispiel für die zweite Kategorie zu geben, sei an Subversivos Tierliebe erinnert: Quert eine Ameise sein Papier oder seilt sich eine Spinne darauf ab, unterbricht er an entsprechender Stelle sein Schreiben in freier Natur. Und ruht sich einmal ein Floh gemütlich auf dem Papier aus, gönnt er ihm die Pause und spart umsichtig den belegten Ruheplatz mit gedachten Leerzeichen aus oder schiebt umliegende Buchstaben gedanklich bedarfsgerecht ineinander. Da Gedanken wirkende Kräfte sind, manifestiert sich im Text die temporäre Anwesenheit kleiner Gäste, gleichsam zarter Anmutungen, vergleichbar unbekannter Abdrücke in der sandigen Weite eines Strandes.

Dergleichen ahnt nur, wer Subversivo kennt. Doch wer kennt ihn außer seinen Kumpanen? Zum Abgleich von Vermeintlichkeit und Vermeidbarkeit richtiger Fehler lädt Subversivos Fehlerkompendium ein. Dort finden sich auch die beiden Schlüssel zum Dechiffrieren zweier Codes, die Subversivo umsichtig in besagtes Schreiben eingearbeitet hat.

Fehler-Experiment: Welche Denkgewohnheit meldet sich?